Information über Zahnprobleme bei Katzen: Resorptive Läsionen (FORL)
Zahnprobleme sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem bei Katzen. Insbesondere die sogenannten resorptiven Läsionen, auch als FORL (Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen) bekannt, sind weit verbreitet und erfordern besondere Aufmerksamkeit von Katzenbesitzern und Tierärzten. Dieses Info-Blatt soll einen umfassenden Überblick über diese Erkrankung geben, um das Bewusstsein für die Zahngesundheit Ihrer Katzen zu stärken.
Historische Perspektive
Resorptive Läsionen bei Katzen sind kein modernes Phänomen. Bereits in der Römerzeit und im Mittelalter wurden Katzenschädel mit typischen Zahn- und Knochenveränderungen gefunden. Somit handelt es sich nicht primär um ein Zivilisations- oder Überzüchtungsproblem, auch wenn bestimmte Rassen wie die Maine Coon sicherlich überrepräsentiert sind.
Häufigkeit und Verlauf
Schätzungen zufolge entwickeln 80-90 % der Katzen im Verlauf ihres Lebens FORL. Die Erkrankung beginnt manchmal direkt nach dem Zahnwechsel, kann aber auch erst im hohen Alter zu beobachten sein.
Bei manchen Katzen sind viele Zähne betroffen, bei anderen nur wenige.
Häufig folgt ein betroffener Zahn weiteren, da die Erkrankung fortschreitet.
Die genaue Ursache der FORL ist noch unklar. Sicherlich gibt es viele Faktoren. Es wird vermutet, dass es sich grösstenteils um eine autoimmune Erkrankung handelt, bei der das eigene Immunsystem eine Entzündung auslöst und Zahnschmelz sowie Wurzeln angreift, ab- und umbaut.
Aufgrund der schnell fortpflanzenden Natur von Katzen scheint Zahnschmerz kein relevantes Selektionskriterium zu sein, was bedeutet, dass diese Erkrankungen weiterhin in der Katzenpopulation vorkommen werden.
erste Anzeichen für Resorptive Läsionen bei der klinischen Untersuchung
Erkennung von Zahnschmerzen
Katzen sind Meister im Verbergen von Schmerzen. Typische Anzeichen für Zahnschmerzen können sein:
- Geändertes Fressverhalten (einseitiges Kauen oder Futterverweigerung)
- Reiben der Backe nach dem Essen
- Futter fallen lassen
- Zähneklappern
Oft verhalten sich Katzen jedoch scheinbar normal, selbst wenn sie unter starken Zahnschmerzen leiden. Spielen, kuscheln, essen unauffällig. Häufig erkennt man erst nach der Zahnbehandlung, welche Verhaltensweisen auf Grund von Schmerzen bestanden. Daher ist eine regelmäßige tierärztliche Untersuchung unbedingt notwendig. Es wird empfohlen, dass Katzen ab einem Alter von etwa einem Jahr mindestens einmal jährlich bei einem Tierarzt untersucht werden, um Zahnerkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Zahnerkrankungen sind nicht nur schmerzhaft, sie haben auch einen negativen Einfluss auf diverse Organe wie Herz, Nieren, Bauchspeicheldrüse etc.
Die tierärztliche Untersuchung
Eine gründliche Untersuchung der Zähne erfordert Erfahrung. Tierärzte sollten mit den spezifischen Zeichen von Zahnerkrankungen bei Katzen vertraut sein. Um immer auf dem neusten Stand des Wissens zu bleiben sind wir natürlich Mitglied der „European Veterinary Dental Society“ EVDS und nehmen an den jährlichen Kongressen teil.
Bei der Untersuchung können Hinweise wie eine leichte Rötung der Maulschleimhaut oder eine Abwehrreaktion beim Druck auf die Wurzeln auftreten. Stress und Angst der Katze während der Untersuchung können das Erkennen von Schmerzen erschweren. Daher ist eine ruhige und entspannende Umgebung in der Tierarztpraxis entscheidend.
Erst nach einer guten Dentalhygiene (in narkotisiertem Zustand), einem sanften Abtasten der Zahnränder mit einer Sonde, zudem Anfertigen von Röntgen und CT Bildern, lässt sich feststellen, ob tatsächlich Zahn- und Wurzelresorptionen vorliegen.
Zahnbehandlungen in der Katzen-Praxis.ch
Bedeutung von Röntgen und CT in der Diagnostik von Zahnerkrankungen bei Katzen
Um Zahnerkrankungen wie resorptive Läsionen (FORL) bei Katzen umfassend zu diagnostizieren und zu bewerten, sind bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen und CT-Scans von entscheidender Bedeutung. Hier sind einige Gründe, warum diese Untersuchungen unerlässlich sind:
Röntgenbilder ermöglichen es, Veränderungen im Kieferknochen und vor allem Zahnwurzeln sichtbar zu machen, die mit blossem Auge nicht erkannt werden können. Resorptive Läsionen beginnen oft unterhalb der Zahnoberfläche und können erst in späteren Stadien optisch sichtbar werden.
Mit Röntgenuntersuchungen können wir horizontalen Knochenabbau, vor allem im Unterkiefer, frühzeitig erkennen.
Der Zustand der Zahnwurzeln lässt sich nur durch Röntgenbilder korrekt beurteilen, wodurch der Schweregrad der Erkrankung bestimmt werden kann und der Katzenzahnärztin Entscheidungshilfe gibt ob und wie die gesamte Wurzel entfernt werden sollte.
deutliche Zahnwurzelveränderungen und resorptive Läsion im Bereich es Zahnhalses
ConeBeam CT-Scans für eine verbesserte Detailgenauigkeit:
Computertomographie (CT) bietet im Vergleich zu herkömmlichen Röntgenaufnahmen eine noch detailliertere Bildgebung, insbesondere in komplexen Bereichen des Kiefers.
3D-Darstellung: CT ermöglicht eine dreidimensionale Darstellung der Zahnanatomie, was bei der Diagnose und der Operationsvorbereitung sehr hilfreich ist. Wir sehen hier auch seitlichen Knochenabbau.
Differenzierung von gesundem versus kranken Knochen: hier sehen wir zB Auflösungen vom Knochen um die Wurzelspitzen (Lysen), zudem lassen sich die Wurzeln vom Oberkiefer besser darstellen als mit dem konventionellen Röntgen und wir können die Stabilität des Unterkiefers einschätzen.
CT Bild mit guter Darstellung der Knochenresorptionen, welche schlussendlich zur schmerzhaften Freilegung der Wurzeln führen
Durch den Einsatz dieser bildgebenden Verfahren können Tierarztpraxen sicherstellen, dass Zahnerkrankungen frühzeitig und effektiv behandelt werden, was zur Verbesserung der Lebensqualität Ihrer Katze beiträgt. Bei Bedarf kann eine gezielte chirurgische Intervention besser geplant werden, was zu einer höheren Erfolgsrate und einer besseren Prognose für die Katze führt.
Leider kann man die angegriffenen Zähne nicht reparieren, man kann sie nur entfernen. Zum Glück sind unsere Erfolgsraten jedoch sehr sehr hoch, die 99% der Katzen zeigen nach einer Zahnextraktion an dieser Stelle keine Entzündung und Schmerzen mehr.
Vorbeugen:
Leider gibt es dem heutigen Wissensstand nur wenig wirksame Prophylaxe, mit Feligum Gingiva kann man die Entzündung des Zahnfleisches etwas reduzieren, mit PlaqueOff die Bildung von Zahnstein, auch Dentalhygienen helfen die Entzündung zu bremsen. Zuhause täglich Zähne putzen wäre schön aber meist unrealistisch. Man gewinnt mit diesen Massnahmen etwas Zeit aber kann resorptive Läsionen nicht vollständig verhindern.
Fazit
Zahngesundheit sind essenziell für das Wohlbefinden unserer Katzen. Als verantwortungsvolle Katzenbesitzerin bzw. Katzenbesitzer können Sie erheblich zur frühzeitigen Entdeckung und Behandlung von Zahnerkrankungen beitragen, indem Sie regelmäßige tierärztliche Kontrollen in Ihre Routine integrieren. Indem Sie aufmerksam auf Veränderungen im Verhalten oder den Essgewohnheiten Ihrer Katze achten, können Sie wertvolle Hinweise auf mögliche Zahnprobleme liefern.
Die Gesundheit Ihrer Katze liegt uns am Herzen – gemeinsam können wir dafür sorgen, dass sie ein langes, schmerzfreies Leben führt!
Für weitere Informationen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung!